Emerging_Markets_Debt
30.04.2024

Der besondere Charme von Emerging Markets – attraktive Rendite, solides Wachstum und breite Diversifikation

veröffentlicht in der Börsen-Zeitung, Sonderbeilage Asset Management vom 27. April 2024 (.pdf Version)

Schwellenländer – nur Risiko und Krise?

Vermutlich assoziieren Kapitalanleger Emerging Markets häufig mit Krisen. Der Grund hierfür dürfte darin liegen, dass Risiken aus Kriegen medial sehr präsent sind. Industrieländer werden auch unter politischen Aspekten stabiler bewertet als Schwellenländer. Ferner sind in der Vergangenheit immer wieder Zahlungsausfälle eingetreten. Allerdings ist die durchschnittliche Ausfallrate bei Schwellenländern im Zeitraum von 1983-2022 mit 1,1% vergleichsweise niedrig und die durchschnittliche Rückzahlungsquote lag emittentengewichtet bei 50%[1].

Emerging_Markets_Debt

Emerging bedeutet auch „emporkommen“

Tatsächlich ist es beeindruckend, wie sich diese aufstrebenden Volkswirtschaften entwickelt haben. So hat sich seit 2003 ihr Anteil am Welt-BIP nach Kaufkraftparität von 45% auf stattliche 59%[2] im letzten Jahr erhöht. Für das laufende und nächste Jahr liegt das erwartete Wachstum für EM mit etwas mehr als 4% erneut deutlich oberhalb der entwickelten Märkte (2024e: 1,2%; 2025e: 1,7%)[3]. Geringere Kosten auf Seiten der Schwellenländer, positive demographische und technologische Entwicklungen sprechen auch mittelfristig für Wachstumsvorteile. Viele EM-Länder haben aus zurückliegenden Schocks gelernt. Nach der Asien- und Russlandkrise Ende der 90er Jahre wurden die Zentralbankreserven erheblich aufgestockt und weitreichend auf hohem Niveau beibehalten. Aus diesem Grund hat sich die Robustheit gegenüber makroökonomischen Schocks signifikant erhöht. Ein weiterer positiver Aspekt ist eine geringere Verschuldung in Emerging Markets. So liegen die größten sechs EM-Länder mit durchschnittlich 46% erheblich unter derjenigen der G7-Staaten (127%)[4]. Dadurch sollten sie mehr Raum haben, bei etwaigen wirtschaftlichen Durststrecken über Schuldenaufnahme flexibel Wachstumsimpulse setzen zu können. Beachtlich „emporgekommen“ ist auch die Marktkapitalisierung. So hat sich diese seit 2002 bis Januar 2024 im Bereich der EM-Staatsanleihen auf rd. 1,2 Bio. USD ca. versechs- und bei EM-Corporates auf über 1 Bio. USD ca. vervierzigfacht[5]. Damit einher gehen eine verbesserte Liquidität sowie deutlich erhöhte Diversifikationsmöglichkeiten.

Wie sehen die Ertragschancen an den EM-Bondsmärkten aus?

Der starke Anstieg der Inflationsraten hat seit 2022 weltweit zu einem enormen Anstieg des Renditeniveaus an den Bondsmärkten geführt. Mit rückläufigen Teuerungsraten haben sich inzwischen die EU- und US-Renditen wieder zurückgebildet. Die Risikoprämien in den Emerging Markets verbleiben aber, vor allem in Osteuropa und den am wenigsten entwickelten Staaten, auf attraktiven Niveaus. Im Ergebnis bieten EM-Bonds damit die höchsten Renditelevels seit der europäischen Schuldenkrise.

EM-Unternehmensanleihen sind eine interessante Alternative

Investoren konzentrieren sich bei EM-Investments häufig auf Staatsanleihen. Allerdings bieten auch Corporate Bonds aus Schwellenländern in Hartwährung attraktive Opportunitäten. Deren Unternehmenssitz befindet sich oft in den großen und stabilen Schwellenländern, welche erfolgreiches Unternehmertum erst ermöglichen. Außer dynamischeren Wachstumsperspektiven und ausgezeichneten Diversifikationsmöglichkeiten (Faktor 4-5 vs. Staatsanleihen) sprechen auch die im Vergleich mit US-Pendants günstigeren Verschuldungskennzahlen für EM-Corporates.

EM-Corporate Bonds eignen sich mit einer Duration von aktuell rd. 4 Jahren zudem für institutionelle Anleger, die eine weniger zinssensitive Anlage im EM-Bereich (Staaten rd. 6-7 Jahre) bevorzugen.

Dotierung von EM-Exposure mit maßkonfektionierten EM-Fonds

Die Helaba Invest verfügt im Bereich Emerging Market Bonds seit vielen Jahren über etablierte, aktive Investmentprozesse, ein professionelles Team sowie auch von externen Agenturen ausgezeichnete Bewertungen[6]. Das Spektrum reicht von Benchmark-orientierten Fonds mit den Schwerpunkten Staatsanleihen bzw.  Corporate Bonds bis hin zu gemischten Total Return-Fonds, z.B. mit Beschränkung auf Investmentgrade-Emissionen oder einer kurzen Duration im Bereich von durchschnittlich drei Jahren.

Fazit

Wir sind der Meinung, dass die Anlageklasse EM-Bonds eine überzeugende Kombination aus attraktiver Rendite, solidem Wachstum und breit angelegter Diversifikation bietet. Auch aufgrund ihres wachsenden Marktgewichts dürften sie in der Strategischen Asset Allokation eine immer bedeutendere Rolle spielen. Zwar sind durch unerwartete geopolitische Verschlechterungen oder enttäuschte Zinserwartungen auch Kursrückgänge einzukalkulieren.  Das aktuelle Renditeniveau bietet einen komfortablen Puffer für solche Entwicklungen. In dem von uns erwarteten Szenario von weltweit sinkenden Leitzinsen und Renditen liegt das Ertragspotenzial für Emerging Market-Bonds über der aktuellen Effektivverzinsung, was derzeit den ganz besonderen Charme von EM-Bonds ausmacht.

[1] Quelle: Moody’s, Sovereign default and recovery rates, 1983-2022, 13. April 2023
[2] Quelle: IWF
[3] Quelle: Bloomberg Konsensus Schätzungen
[4] Quellen: IWF, eigene Berechnungen, 1Top 6 Länder mit der höchsten Gewichtung im J.P. Morgan EMBI Global Composite
[5] Quelle: JPM
[6] Quelle: Morningstar, Telos

 

Wissen entscheidet.

Dedollarisierung: Bröckelt der Thron des US-Dollars?

Seit Jahrzehnten dominiert der US-Dollar die Weltwirtschaft als unangefochtene Reservewährung. Doch die Zeichen der Zeit deuten auf einen möglichen Wandel hin. Handelsabkommen in alternativen Währungen, die zunehmende Diversifizierung der globalen Währungsreserven, wachsende geopolitische Spannungen sowie der durch die Trump-Wahl wohl zunehmende Protektionismus werfen die brisante Frage auf: Ist die Ära des „Greenback“ als Weltreservewährung in Gefahr? Während einige Länder den Abschied vom US-Dollar vorantreiben, bleibt er für viele der Inbegriff wirtschaftlicher Stabilität. Doch wie lange noch? Sind wir Zeugen eines schleichenden Machtverlusts des US-Dollars oder handelt es sich nur um temporäre Herausforderungen? Die Perspektiven sind facettenreich: Tauchen Sie mit uns in diesem Artikel ein in die faszinierende Entwicklung der Dedollarisierung – den deutlichen Rückgang der Nutzung des US-Dollars im internationalen Handel und in Finanztransaktionen – und erkunden Sie die Zukunft der weltweiten Leitwährung!

dpn-Roundtble: Private Debt – gekommen, um zu bleiben

Die Anlageklasse Private Debt erzielte in den letzten Jahren aufgrund attraktiver Renditen einen starken Aufschwung in institutionellen Portfolios.

Dabei ist die Assetklasse facettenreich und erfordert ein tiefgreifendes Verständnis für Kreditstrukturen, Marktzyklen und Risikomanagement.

Im dpn-Roundtable diskutierte Guido Justen mit weiteren Experten über Trends, Chancen und Herausforderungen in diesem Segment:

Wie lässt sich Private Debt definieren und von anderen Assetklassen abgrenzen? In welchen Subsegmenten entwickelt sich das Private-Debt-Universum weiter? Wie sieht das makroökonomische Umfeld für Private Debt angesichts von Krisen, höherem Zinsniveau, geopolitischen Spannungen und Konflikten, Basel IV, Energietransformation und Inflation aus?

Moderiert wurde der Roundtable von Dr. Guido Birkner und Goran Culjak.

Taktische Aktienstrategien für Multi Asset Portfolios Absolut Report

Taktische Aktienstrategien für Multi-Asset-Portfolios

Erfolgreiches Multi-Asset-Management setzt auf verschiedene Renditequellen. Das Fundament bildet eine robuste strategische Asset-Allokation. Zusätzlich sollen durch ein aktives Management Erträge verbessert und Risiken begrenzt werden. Eine zentrale Komponente ist dabei in der Regel das Aktieninvestment. In globalen Portfolios wird häufig über Länder bzw. Regionen allokiert, die aktive Steuerung beschränkt sich jedoch in der Regel nur auf eine Veränderung der Aktienallokation. Dieser Blickwinkel kann in einer zunehmend globalisierten Welt jedoch wichtige Einflussfaktoren vernachlässigen. So zeigte die jüngste Technologie-Rallye und die damit verbundene Outperformance der USA, dass weniger das Land, sondern vielmehr der technologische Fortschritt – also die Sektorwahl – entscheidend für die Wertentwicklung war.