Mit_Kurzlaeufern_von_der_inversen_Zinskurve_profitieren
29.05.2023

Mit Kurzläufern von der inversen Zinskurve profitieren

Hohe Rendite bei geringem Risiko – diese Verheißung klingt für viele Anleger nach dem schrecklichen Jahr 2022 zu schön, um wahr zu sein. Und zurecht muss solchen Versprechungen mit erheblicher Skepsis begegnet werden. Nachdem auch vermeintlich sichere Anlagen, wie Bundesanleihen, zweistellige Wertverluste verzeichneten, ist das Vielen nur zu bewusst. In jeder Krise steckt allerdings auch eine Chance und die Kehrseite der gesunkenen Marktwerte ist die deutlich höhere Effektivverzinsung von Anleihen, die jetzt auf bestehende Portfolios und Neuanlagen wirkt. Noch haben aber nicht alle Anleger ihre Risikobudgets wieder vollständig freigegeben und ihre jeweilige Zielallokation erreicht – teils, weil sie dem Braten noch nicht trauen, teils weil sie dem starken Jahresauftakt an den Risikomärkten nicht hinterherlaufen wollen.

Die gute Nachricht ist: Aus den Verwerfungen des vergangenen Jahres hat sich eine Marktkonstellation entwickelt, die tatsächlich attraktive Renditen bei begrenztem Risiko verspricht. Die Rede ist von der inversen Zinskurve. Durch Kurzläufer-Strategien können Anleger auch in guten Bonitäten und bei vergleichsweise geringem Marktrisiko Ertragspotenziale realisieren, die in den letzten Jahren nur mit sehr großem Durationshebel oder deutlich schwächeren Bonitäten zu erzielen waren.

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Ein Blick auf die Renditestrukturkurven

Um die durchaus provokante Eingangsthese zu untermauern, hilft zunächst ein Blick auf die aktuelle Marktlage. Abbildung 1 zeigt die aktuelle Renditestrukturkurve (grün) für erstrangige Unternehmensanleihen (Stand 08.03.2023).

Renditestruktur

Abb. 1: Quelle: Bloomberg, ICE BofA, eigene Berechnungen; Stand: 08.03.2023

Die Kurve ist ab drei Jahren Restlaufzeit flach beziehungsweise leicht invers. Für längere Laufzeiten wird also keine zusätzliche Prämie bezahlt. Als typische Erklärung für das Phänomen einer fehlenden oder sogar negativen Laufzeitenprämie dient die Erwartung des Marktes, dass Zentralbanken eine geldpolitische Wende hin zu sinkenden Zinsen vornehmen werden. Diese Erklärung passt jedenfalls zu den Themen, die aktuell am Markt diskutiert werden (Stichwort „Fed-Pivot“). Zusätzlich wird sie durch die Beobachtung gestützt, dass die Inversion der Renditen bei Bundesanleihen (grau) deutlich ausgeprägter ist. Auf die Bundkurve wirken Zentralbankmaßnahmen unmittelbarer, während bei Corporates mit der Spread-Komponente eine zusätzliche Dimension wirkt.

Modellierung der Performanceerwartung für verschiedene Kurvensegmente

Losgelöst von ihrer Erklärung hat diese Form der Renditestrukturkurve Effekte auf die damit verbundenen Ertragserwartungen. Um sie abzuschätzen, betrachten wir das Risiko-/Ertragsprofil verschiedener Laufzeitsegmente von erstrangigen Investment Grade Corporate Bonds im Euroraum. Dafür sind ein geeignetes Modell und sinnvolle Annahmen erforderlich. Bei der Modellierung sind der Komplexität kaum Grenzen gesetzt. Für unsere Zwecke ist aber ein einfaches Modell ausreichend, weil es den zusätzlichen Vorteil einer besseren Nachvollziehbarkeit hat.

Dazu konstruieren wir entlang der oben gezeigten Renditestrukturkurve hypothetische Anleihen. Zur weiteren Vereinfachung unterstellen wir, dass es sich um Nullkuponanleihen handelt und verzichten bewusst auf ein „Bootstrapping“ der Kurve. Die damit verbundene Ungenauigkeit ist hier unerheblich. Tabelle 1 zeigt die hypothetischen Anleihen mit ihren wesentlichen Merkmalen und ihrem Preis heute (t0). Der Startzeitpunkt für alle Berechnungen ist der 08.03.2023.

Hypothetische Anleihen entlang der Renditestrukturkurve

Tab. 1: Hypothetische Anleihen entlang der Renditestrukturkurve

Als nächstes unterstellen wir, dass die aktuelle Renditestruktur eingefroren wird, lassen ein Jahr verstreichen und bewerten die Anleihen erneut. Natürlich ist die jeweilige Restlaufzeit ein Jahr kürzer und damit gilt ein anderer Diskontsatz für die Bewertung der Anleihe. Merkmale und Preise im Folgejahr (t1) sowie die erzielte Rendite („Return“) sind in Tabelle 2 dargestellt. Der Return ist in diesem Fall ausschließlich „Carry“. „Carry“ ist der Ertrag einer Anleihe, der ausschließlich dadurch entsteht, dass Zeit verstreicht, alles andere aber unverändert bleibt.

Bewertung der hypothetischen Anleihen nach einem Jahr

Tab. 2: Bewertung der hypothetischen Anleihen nach einem Jahr

Die Anleihe mit der kürzesten Laufzeit erzielt in diesem Setup die höchste Rendite. Dies liegt daran, dass sie als einzige in den steilen Teilen der grünen Kurve rollt, die Rendite in t1 also niedriger ist als in t0. Die beiden längeren Anleihen rollen dagegen die Kurve hinauf, was die erzielte Rendite mindert.

Weil das Modell so stark vereinfacht ist, können die Annahmen leicht verändert und verschiedene Szenarien durchgespielt werden. Zum Beispiel kann die Kurve um beliebige Werte verschoben und gedreht und andere Endzeitpunkte gewählt werden. Grafik 1 enthält neben der aktuellen Renditestruktur auch zwei simulierte Kurven: „Bull Steepener“ (orange) und „Bear Steepener“ (blau). Da eine inverse Renditestruktur am Kapitalmarkt die Ausnahme ist, unterstellen beide simulierten Kurven, dass sich die Form der Zinsstrukturkurve normalisiert. Im Fall des „Bull Steepeners“ wird diese Drehung von einer Verschiebung nach unten begleitet. Dieses Szenario könnte eintreten, wenn die EZB eine geldpolitische Wende vollziehen würde, ohne dass eine scharfe Rezession die Spreads deutlich ausweitet. Der „Bear Steepener“ würde zu einer Markterwartung passen, dass die Zinsen länger auf höherem Niveau verharren und sich die Wirtschaft deutlicher abkühlt, was wiederum Spreads ansteigen lassen sollte.

Abbildung 2 stellt die Returns zum 31.12.2023 der drei hypothetischen Anleihen in allen drei Szenarien dar. Auffällig ist, wie gut sich die kurze und mittlere Anleihe in allen drei Szenarien entwickelt, während die lange Anleihe selbst im positiven Szenario nicht outperformen kann. Das liegt im Wesentlichen an den hier getroffenen Annahmen, also den jeweiligen Renditestrukturen. Die Analyse verdeutlicht aber doch, dass das lange Ende aufgrund der aktuell inversen Kurve einen schlechten Ausgangspunkt hat und ein deutlicher Renditerückgang erforderlich ist, damit der Durationshebel greift. Im negativen Szenario fehlt der langen Anleihe Ausgangsrendite als Puffer für die negative Preisbewegung. Die kurze Anleihe würde dagegen auch in diesem Fall noch einen deutlich positiven Ertrag bis Jahresende liefern.

Performanceerwartung versch. Szenarien

Abb. 2: Quelle: Eigene Berechnung; Stand: 08.03.2023

Fazit und Strategie:

Nach unserer Einschätzung untermauert die dargestellte Analyse, dass das aktuelle Umfeld ein sehr interessantes Chance-/Risikoprofil im kürzeren Teil des Laufzeitenspektrums bietet. Wenn eine inverse Renditestruktur ein eher kurzfristiges Phänomen ist, muss das kurze Kurvenende das lange outperformen, um zu einer normalen, also steilen, Form zurückzukehren. Gleichzeitig ist der Markt auf einem Renditeniveau angelangt, das es ermöglicht, auch in absoluten Dimensionen wieder auskömmliche Renditen zu erzielen. Der Aufbau von Durationsrisiken ist aus unserer Sicht derzeit weder notwendig noch vorteilhaft.

Diese Beobachtung gilt nicht nur für Unternehmensanleihen, sondern ebenso für Covered Bonds oder Staatsanleihen. Mit Multi Credit Short Term-Konzepten kann die Kurzläufer-Strategie über diese Marktsegmente hinweg einfach allokiert werden. Durch eine moderate Beimischung von High Yield-Anleihen erzielen solche Konzepte sogar Einstandsrenditen deutlich über 5% bei einer Duration um 2 Jahre. Aber natürlich kann die Kurzläuferstrategie auch sortenrein umgesetzt werden. Vergleichsweise defensiv sind reine Investment Grade Corporate-Portfolios, die dennoch Einstandsrenditen von etwa 4,5% erzielen. Als chancenorientierte Beimischung bieten sich dagegen Kurzläufer-Portfolios, beispielsweise aus den Emerging Markets, an. Einstandsrenditen über 7% nach Währungsabsicherung sind hier trotz einer Duration unter 3 möglich.

Vergleichbare Renditen waren in den letzten Jahren nur in Krisenphasen und bei enormer Unsicherheit zu erreichen. Das aktuelle Kapitalmarktumfeld ist zwar alles andere als ruhig. Derartige Renditen für einen überschaubaren Investmenthorizont erscheinen uns aber als Investment-Opportunität, die ernsthaft in Erwägung gezogen werden sollte.

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Wissen entscheidet.

Interview mit Bettina Siegel: Immobilien Co-Investments in der Region Asien-Pazifik

Die Herausforderungen auf den Immobilienmärkten sind vielfältig: gestiegene Zinsen, veränderte Arbeitswelten und politische Konflikte beeinflussen Entscheidungen. Doch der Gegenwind nimmt ab, und Chancen rücken wieder ins Licht. Institutionelle Investoren setzen daher vermehrt auf globale Immobilienstrategien, um zu diversifizieren und von regionalen Momenta zu profitieren. Besonders der asiatische Raum gewinnt hierbei an Bedeutung.

Investments in die Immobilienmärkte Asiens können eine gute Möglichkeit darstellen, von den dortigen Wachstumschancen zu profitieren und gleichzeitig Diversifikation von Real-Estate-Portfolios beizutragen. Denn die asiatischen Core Märkte sind einerseits über die Akteure sowie den Personen-, Güter- und Kapitalverkehr eng miteinander verwoben, andererseits sind sie sehr heterogen und werden in ihrer Entwicklung von ganz verschiedenen Faktoren bestimmt. Ein genauerer Blick zeigt beispielsweise ein dynamisches Wachstum in Singapur und Australien, während Japan und Südkorea mit einem Bevölkerungsrückgang konfrontiert sind. Diese Diversität bietet institutionellen Anlegern neue Möglichkeiten für Investitionen.

 

Presseinfo_Dr. Oriwol

Dr. Diethard Oriwol neuer Leiter des institutionellen Vertriebs

Dr. Diethard Oriwol (61) hat zum 1. Juni 2024 die Leitung des institutionellen Vertriebs und des Marketings sowie die Beratung von Sparkassen im Rahmen ihrer strategischen Asset Allokation bei der Helaba Invest übernommen. Zuvor war Oriwol über 25 Jahre bei der Landesbank Hessen-Thüringen in verschiedenen Führungspositionen tätig. Unter anderem leitete er die Abteilung Eigengeschäft/Bilanzstrukturmanagement sowie die Abteilung Sparkassen. Zuletzt verantwortete Oriwol bei der Helaba die Vertriebssteuerung Corporates & Markets und war hier für institutionelle Kunden zuständig.

„Wir freuen uns, mit Dr. Diethard Oriwol einen sehr erfahrenen Vertriebsprofi aus der Helaba Gruppe gewonnen zu haben. Er ist ein exzellenter Kundenberater und Marktkenner, der über ein breites Netzwerk verfügt. Wir sind überzeugt, dass er neue Impulse zur Stärkung unseres institutionellen Vertriebs setzen wird“, so Dr. Hans-Ulrich Templin, als Sprecher der Geschäftsführung zuständig für den Vertrieb der Helaba Invest.

Halbzeit Kurve Kriegen 1920x1280px

Einladung zum Online-Seminar // Halbzeit – Die Kurve kriegen und das Risiko im Blick behalten

Es ist Juni und damit EM-Saison in Deutschland. Auch die Kapitalmärkte haben ihre erste Halbzeit „gespielt“. Die Zwischenbilanz zeigt, dass wir mit unserem volkswirtschaftlichen Basisszenario „Marathon“ bis dato gut unterwegs sind. Dabei fußte unser Marathon-Szenario auf zwei Grundannahmen: Zum einen wird es einfach Zeit benötigen, bis sowohl die Inflations- als auch die BIP-Wachstumsraten wieder auf Zielniveau liegen bzw. ihren Potenzialpfad erreicht haben. Zum anderen sollten in diesem Umfeld dank hoher laufender Renditen am Rentenmarkt sowie der Aussicht auf eine Belebung der Wirtschaft im Jahresverlauf 2024 dennoch auskömmliche Erträge vereinnahmt werden können.